Terpene im Einsatz – Erfahrungsbericht
Terpene sind neben den eigentlichen Wirkstoffen die wichtigsten Bestandteile, die das Geschmacksprofil und damit den Charakter einer Heilpflanze ausmachen. Fast alle Pflanzen produzieren diese Duftstoffe.
Die kann man jetzt also auch einzeln beziehungsweise fertig gemischt kaufen. Cali Terpenes gewinnt Terpene aus unterschiedlichen, völlig legalen Pflanzen und mischt sie nach Rezepten zusammen, die aus Medizinalhanfsorten ermittelt wurden.
Dabei geht es nicht nur um den Geschmack und Geruch, Terpene scheinen zu einem wesentlichen Teil an der Wirkung einer Pflanzenmedizin beteiligt zu sein. Patienten, die mit reinem Wirkstoff behandelt werden, berichten oft von einer dumpferen Wirkung, Präparate mit allen Pflanzenbestandteilen wirken dagegen besser.
Die Wirkung wird als intensiver und angenehmer empfunden. Das scheint mit den Terpenen zusammenzuhängen, die Forschung spricht von einem „Entourage-Effekt“, dessen Wirkungsmechanismen aber noch weitgehend ungeklärt sind.
Terpene sind die Zukunft
Da hab ich mich also sofort zum Testen gemeldet. Jetzt habe ich da zwei Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit und der Chef erwartet schnell einen Bericht. Eigentlich habe ich schon ein wenig Vorurteile gegen die chemische Hexenküche. Aber letztendlich ist es die Zukunft: Wirkstoffe werden zuerst einzeln gewonnen und dann für moderne Darreichungsformen gezielt zusammengestellt.
Wenn sich dann auch bei uns, wahrscheinlich wie üblich 15 bis 20 Jahre nach dem großen Vorbild USA, die Gesetzeslage normalisiert hat, wird wohl niemand mehr Blütenknollen kaufen. Man wählt dann am Automaten und das gewünschte Produkt kommt frisch gemixt aus dem Spender. Für liebevolle Hobbygärtner ein wenig traurig, diese Vorstellung.
Andererseits, wenn man mal so ein importiertes Liquid gekostet hat, das ist schon nett. Milder Dampf, feiner Geschmack und prickelnde Wirkung. Wir sind ja schließlich auch ganz froh, dass wir keine Kühe melken oder Kartoffeln mit der Hand aus dem Dreck kratzen müssen.
Der Produkttest
So weit ist es aber noch nicht. Jetzt habe ich erst mal ein wenig selbstgebastelte Extrakte herumliegen. Und dazu also das künstliche Kräuteraroma aus der Flasche. Was soll ich jetzt damit anfangen?
Die Flüssigkeit riecht erst mal nicht wirklich wie die Blüten, die ich kenne. Da sticht spritzig, scharfe Frische, in die Nase, ein wenig künstlich wie ein Reinigungsmittel, aber ein gutes. Bei den hochkonzentrierten Aromen kommt das gewünschte Aroma erst bei der richtigen Verdünnung heraus. Man sollte auf keinen Fall zu hoch dosieren.
Das kriege ich wohl erst mal nicht hin. Da soll nämlich höchstens einen Tropfen Terpene auf ein Gramm Konzentrat. Und in der Schublade liegt nur ein kleiner Bobbel BHO, der vielleicht noch für fünf oder sechs Dabs reicht, kaum 0,2 oder 0,3 Gramm. Aber ein guter Kandidat zum Terpene-Testen. Das Kraut war eher mittelmäßig, irgendwie tot und gar nicht duftig. Die Dabs daraus machen ordentlich den Schädel dicht, aber nicht viel mehr. Also versuche ich mal, einen Hauch Terpene einzukneten. Die kleine Glaspipette wird kurz benetzt und am Extrakt abgestrichen und dann verknetet. Ich wähle das Terpen „Blackberry Kush“ und hoffe auf erstklassige Nepal-Tannennadeln statt geschmacklosem Mittelmaß.
Das klappt leider nicht wirklichUnmittelbar nach dem Einkneten schmeckt man erst mal gar keine Veränderung. Aber nach einem Tag in Ruhe riecht das Konzentrat zumindest, also ob es von einer guten Pflanze gekommen wäre. Wahrscheinlich hat sich ein Teil verflüchtigt und es ist in der Nähe der richtigen Dosierung angekommen. Auch beim Dabbing ist es noch etwas scharf. Wirklich lecker wird es wohl nur, wenn man die Terpene auf eine ordentliche Menge gibt, sozusagen auftitriert.
Aber die Wirkung ist schon da. Unmittelbar beim Ausatmen ist der scharfe Dampf anregend, dann fühl ich mich etwas wacher, fokussierter, nicht so zermatscht.
Sour Diesel im E-Liquid
Dann habe ich noch eine halbe Flasche voll Liquid herumliegen. Das wurde mal mit decarboxyliertem Konzentrat hergestellt. Deshalb schmeckt es komisch und die Wirkung bleibt seelenlos, es fehlt die emotionale Verbindung. Beim Dampfen merke ich nichts, schnell nehme ich zu viel, aber stört auch nicht, es bleibt unterschwellig, ich fühle mich nie berauscht, da ist nur eine trübe Stimmung, wie ein grauer Tag.
Hier wirkt ein Tropfen Sour Diesel-Terpene tatsächlich Wunder. Der Geschmack wird nicht viel besser, die richtige Dosierung ist in den kleinen Dimensionen aus der Hand kaum möglich. Das Erlebnis wird aber sehr viel angenehmer. Ich fühle die Substanz sofort, nach zwei Zügen ist es genug.
Es gibt ein angenehmes Prickeln in der Gesichtshaut, meine Stimmung ist sofort gehoben. Die Wirkung bleibt mild, wie man das von einem E-Liquid erwartet. Der Tropfen Terpene aber verdeutlicht den Effekt, ein unterschwelliges, aber stabiles High, das lange hält, fast wie bei Esswaren. Wenn dann demnächst genug Extrakt für Liquid da sein sollte, werden auf jeden Fall direkt von Anfang an Terpene beigemischt. Hier gehören sie rein und tun gut.
Wenn man schon mal dabei ist könnte man versuchen, ein paar wirklich schlecht schmeckende CBD-Pollen aufzupeppen. Einfach ein, zwei Tropfen in die Filmdose und abwarten. Auch hier braucht es einen Tag Ruhe, bis sich ein frischer Duft entfaltet.
Auch hier ganz klar überdosiert, ein frischer, zitrusartiger Duft entströmt jetzt der Dose. Aber es erinnert zumindest an etwas pflanzliches. Aber der gute Zweck ist auch hier sofort erkennbar. Im Vaporizer machen die Pollen auf einmal Spaß und die CBD-Wirkung kommt mit einem entspannten Lächeln.
Mein Fazit
Am Geschmack wird noch gefeilt, aber wenn mal wieder ein Produkt nicht richtig glücklich macht, helfen die Terpene auf jeden Fall, auch ohne Waage und Meßgeräte aus der Hand getropft. Einen Unterschied zwischen den Sorten merke ich so nicht, das Blueberry Kush vielleicht etwas meditativer, während Sour Diesel ein wenig die Mundwinkel kitzelt.
Dieser Produkttest wurde von Alice Wunder verfasst. Mehr über Kräuterkunde und geisteswissenschaftliche Experimente könnt ihr auf meinedrogenpolitik.wordpress.com lesen.